Die Römer bauten ein beispielloses Weltreich auf

04. Februar 2019

Mit den Worten „spectate, audite et gaudite“ (seht, hört und freut euch) eröffneten die Lateinlehrer, Oberstudiendirektor Christian Czempinski und Rene Steinlehner die „Antikeabende“ am Staatlichen Landschulheim. Organisiert von den sechs Lateinlehrern der Schule, allen voran Katharina Wagner, waren alle Grundschüler und ihre Eltern der umliegenden Gemeinden eingeladen, die sich demnächst entscheiden müssen, in welchen Schulzweig sie wechseln wollen. Um anschaulich zu demonstrieren, dass die Sprache Latein ein höchst unterhaltsames und spannendes Fach sein kann, führte die Klasse 7b des Landschulheims unter Leitung von Sandra Altmann das von ihr geschriebene Stück „Stadtmaus und Landmaus“ auf. Eine Gruppe blonder Germanen diskutiert mit einer Gruppe schwarzhaariger Römerinnen, welche beider Kulturen wohl „besser“ sei. Dann besuchen typische Touristen von heute die alte Römerstadt, woraus sich höchst lustige Missverständnisse und Ungereimtheiten ergaben. Ein Gladiatorenkampf schloss das turbulente Treiben ab, woraufhin der Applaus in der gut besuchten Pausenhalle der Schule kaum enden wollte.

Anschließend konnten alle Besucher an einem Büffet typisch römische Speisen zu sich nehmen, zubereitet von Iris Knitl, Astrid Ruß, Christian Zill und weiteren Lateinlehrern. Unter anderem gab es „Neros Traum“, süße Ricotta- Hartweizenkugeln mit Mohn, Oliven, Eier, Trauben, Gurken oder „Moretum“, eine stark mit Knoblauch, Oliven und Balsamico gewürzte Paste, die zu Brot gegessen wurde. Auch ein leichter, mit viel Honig gesüßter Wein wurde angeboten, der zeigte, dass es bereits den alten Römern an nichts fehlte. Daneben gab es an verschiedenen Tischen die Möglichkeit nach antiken Vorbildern zu basteln, zum Beispiel kleine Spiegel mit Glassteinchen zu bekleben, oder Brettspiel zu spielen.

Im zweiten Teil des Abends berichtete der Provinzialarchäologe und Museumspädagoge Mario Becker aus Frankfurt, der nicht nur als Referent an vielen Schulen arbeitet, sondern dazu ein Reisebüro mit Reiseangeboten zu antiken Stätten betreibt, höchst anschaulich und lebendig anhand einer Powerpoint-Präsentation über das Leben zu Zeiten der alten Römer. Er brachte dazu auch Anschauungsmaterial mit, wie eine Toga, eine Tunika oder Waffen.

Vom Gründungsmythos von Romulus und Remus, die von einer Wölfin genährt wurden, beschrieb Becker die wichtigsten Stationen der römischen Geschichte. Die Stadt Rom, entstanden aus sieben Dörfern, weitete sich zum „beispiellosen Weltreich“ aus, wobei die Römer ihre Nachbarn „nicht vernichteten, sondern ihnen die Hand reichten“, wie der Referent betonte – so konnten diese fremden Völker Teil der „res publica“ (Republik) werden. Was die Europäische Union heute mühsam versuche, nämlich eine, für alle verständliche Sprache, eine Geldwährung und Religionsfreiheit (bei den alten Römern gab es 540 verschiedene Götter) zu erreichen, hätten die Römer damals schon erreicht, stellte Becker fest. Das römische Reich dehnte sich immer mehr aus, so dass über 1000 Städte, darunter London, Wien und Paris, aber auch Augsburg und viele kleine Orte wie Seebruck heute römischen Ursprungs sind. Wichtig für den Erfolg des römischen Militärs waren Disziplin, Drill und unbedingter Zusammenhalt. Erstmals gab es im alten Rom Berufssoldaten, die regelmäßig ihren Sold bekamen und 25 Jahre lang Dienst taten. Alle lernten auch ein Handwerk oder Heilmethoden, so dass sie wichtige Tätigkeiten selbst sofort vor Ort ausüben konnten. All das sei das bis heute oft imitierte Erfolgsrezept der Römer gewesen – wobei die lateinische Sprache die Grundlage bildete. Bei angeregten Gesprächen und weiterer „römischer Verpflegung“ klangen die Antikeabende aus.

Text und Bilder: Christiane Giesen